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Cooperative Event
Unter Wasser. Lebensformen zwischen Ozean, Aquarium und Computer
2011-11-10 14:00 - 2011-11-11 18:00
IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften), Reichsratsstraße 17, Vienna
Organized by IFK and KLI
Das zur Mitte des 19. Jahrhunderts formulierte Ziel, dem "schweigenden Ozean eine Antwort abzunöthigen", die Abufschluss über die bis dato weitgehend unbekannten Lebensformen des Meeres geben könnte, stellte die Naturforscher vor ungeahnte Herausforderungen. Wie sollte es gelingen, die Forschungsobjekte verfügbar zu machen? Wie konnte man sie in Laboratorien und zoologische Stationen überführen und wie mussten die dortigen experimentellen Umgebungen beschaffen sein, die es erlaubten, Wissen über das Leben im Meer zu etablieren? Der 1862 formulierte sehnsuchtsvolle Ausruf eines Gelehrten – "Wenn es uns doch vergönnt wäre, ebenso frei auf jenen unterseeischen Gefilden, als auf der festen Erde umherzuwandeln; oder wenn unser Auge mit eben der Leichtigkeit durch die klaren Salzfluthen dringen könnte wie durch die Räume des atmosphärischen Ozeans!" weist bereits darauf hin, dass sich die Erforschung der Meere immer auch als Medienproblem darstellt. Im Rahmen dieser Tagung wird daher nicht nur nach der Entwicklung ozeanografischer Instrumente, Apparaturen und Aufzeichnungsverfahren gefragt, mit deren Hilfe der Ozean im Ozean selbst erkundet werden kann, sondern vor allem nach den Prozeduren der Überführung des Meeres in andere Räume, die seiner Erforschung dienen. Ist das Tier im Aquarium, wie Vermittler naturgeschichtlichen Wissens im späten 19. Jahrhundert lapidar feststellten, tatsächlich "ganz genau das, was es im Freien ist"? Während in den zoologischen Gärten als Todesursache der dort ausgestellten Tiere noch bis weit ins 20. Jahrhundert "Heimweh" angegeben wurde – eben weil die Lebewesen dort in ihren vergitterten Gehegen ihre natürliche Umgebung schmerzlich vermissten – waren die Meeresbewohner stets zu Hause, so ein Topos in zeitgenössischen Handbüchern der Meereskunde. Denn eingefangen, an die Oberfläche gebracht und tausende Kilometer verschickt würden nicht nur lebende Individuen, sondern mit ihnen ein ganzes Milieu. Wie jedoch ist dieses Milieu zu denken und in welche Beziehungen tritt es im Zuge seiner Verlegung in andere Nachbarschaften? Und wie verändern sich diese Umgebungen mit der Entwicklung neuer technischer Apparaturen und Medien zur Durchmusterung und Modellierung aquatischer Wissensräume in der modernen Meeresbiologie?